Bei der energetischen Sanierung von Altbauten müssten Eigentümer "den Spagat zwischen der Erneuerung der Bausubstanz und der Wirtschaftlichkeit hinbekommen". Das sagte der Anrather Architekt Bernd Neitsch bei der zweiten Ökobauausstellung am Wochenende im Stahlwerk Becker. Stadt Willich und Arbeitskreis Ökobau Niederrhein hatten die Schau organisiert.
Wie Neitsch weiter erläuterte, ließen sich bei Altbau-Sanierungen die Mehrkosten nicht pauschal bestimmen. Baue man ökologisch komplett neu – dies fange mit Lehmputz und einer Holzwolle-Dämmung an und höre bei Wärmerückgewinnung und einer Photovoltaikanlage auf – müsse man bei einem individuellen freistehenden Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von rund 200 Quadratmetern schon mit Mehrkosten bis zu 20 Prozent rechnen. Bei einem Umbau eines einfachen und viel preiswerteren Bauträger-Hauses von der Stange könnten es aber auch 30 bis 40 Prozent sein.
14 Aussteller waren zu der zweiten Auflage der Ausstellung gekommen. Nach Angaben der im Arbeitskreiws Ökobau Niederrheion zusammengeschlossenen Handwerker wurdenam Niederrhein im vergangenen Jahr 16 Niedrigenergie- und Passivhäuser gebaut.
Ständig zu tun hatte unter anderem Baubiologe Markus Geiger. Die am meisten gestellte Frage: Wie bekomme ich die Feuchtigkeit und die Schimmelbildung aus dem Haus? "Erst einmal sollte die Ursache erforscht werden", sagt Geiger. Allein 2011 hatten die Spezialisten rund 200 Häuser und Wohnungen auf Schimmelpilzbefall untersucht.
Die ordnungsgemäße Lüftung war natürlich auch ein Thema. So auch bei der IT-Spezialistin Gudula Küsters, die in Willich-Wekeln wohnt und vor fünf Jahren einen Altbau von 1956 gekauft und mit rund 50 000 Euro und großer Eigenleistung energetisch umbaute, unter anderem mit einer Lehm- und Wandheizung. "Ich habe jetzt immer eine konstante Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent", schwärmte sie. Jetzt ging es ihr um die richtige Außendämmung. Sie entschied sich nach Rückfrage bei den Experten für einen Kalkputz.
Besucher kamen auch aus den umliegenden Städten und Gemeinden. So ein Tönisvorster Ehepaar mit einem speziellen Problem: ihre Wände waren größtenteils mit einem speziellen Lehmputz behandelt. Jetzt stand ein Neuanstrich an. "Was nehme ich da am besten, ohne dass mir die ganze Farbe entgegenkommt?" Was ohne Zwischenfarbe oder Grundierung funktioniere sei auf jeden Fall ein erneuter Anstrich mit einem Lehmputz, rieten die Experten. Für die Pause zwischendurch gab es Bio-Gemüse und eine Klangwellen-Wärmeliege.
Quelle: RP